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Bad Language – was muß ich tolerieren?

Sprachliche Entgleisungen der Schüler*innen untereinander bzw. gegenüber der Lehrperson gehören zu den alltäglichen Schwierigkeiten im Klassenraummanagement. Wir alle kennen diese Bad Language und begegnen ihrüblicherweise mit Regeln wie z.B.  „Wir beleidigen uns nicht“. Zum Teil werden ausführliche Listen unerwünschter Begriffe ausgehängt. Das Problem an diesen Regeln besteht darin, dass sie die Begriffe „Respekt“ oder „Beleidigung“ nicht weiter definiert, wodurch die Bad Language paradoxerweise sogar noch zunehmen kann.

Nigger?!? – Bad Language oder normaler Umgangston?

Wann Bad Language als mangelnder Respekt oder sogar ernstzunehmende Beleidigung empfunden wird, ist abhängig von mehreren Faktoren. Diese können sich gegenseitig ergänzen und verstärken, aber auch abschwächen. Zu diesen Faktoren gehören zum Beispiel Alter, Geschlecht, soziale Zugehörigkeit und kulturelle Herkunft.

Das bekannteste Beispiel für Bad Language stammt aus dem amerikanischen Sprachraum: Es ist die Bezeichnung „Nigger“. Ursprünglich abwertend für Sklaven verwendet, taucht es seit den siebziger Jahren in der afroamerikanischen Umgangssprache auf. Hier kann es auch als kameradschaftliche Bezeichnung verwendet werden: „Wir sind Kumpels, wir können auf diese Weise locker und lässig miteinander umgehen. Wir wissen jedoch beide, wie der abwertende Begriff gemeint ist“. Diese Äußerungen sind jedoch Afroamerikanern vorbehalten. Ein weißer Amerikaner, der diesen Begriff gegenüber einem Farbigen verwenden würde, bekäme Schwierigkeiten. Vor allem, wenn die Verwendung in der (afroamerikanischen) Öffentlichkeit stattfinden würde.

Sprachliche Abhängigkeiten: Schlampe, Otto, deutsch

Zwei weitere Beispiele für Bad Language verdeutlichen den Sachverhalt noch einmal: Der Begriff „Schlampe“ stellt je nach Alter und Herkunft des Sprechers eine Beleidigung ganz unterschiedlicher Schwere dar. Angenommen, ein Mann aus der Mittelschicht, über vierzig Jahre alt, verwendet diesen Begriff im Gespräch mit einem Freund. Wahrscheinlich meint er dann damit ein mangelhaftes Ordnungsverhalten der Frau. Ist der Mann dagegen unter dreißig, beschreibt er vermutlich ein ebenso mangelhaftes Sexualverhalten.
Und während ein Junge mit türkischem Migrationshintergrund den durchaus geläufigen Vornamen „Otto“ abwertend im Sinne von „Dummkopf“ verwenden kann, so kann die abwertend gemeinte Bezeichnung „Du Türke!“ durchaus als Kompliment oder zumindest neutral wahrgenommen werden. Gleiches gilt natürlich für die Verwendung des Adjektivs „deutsch“.

Gegenseitiger Respekt als Schlüssel

Der abwertende Gehalt oder Beigeschmack einer Äußerung entsteht also nicht durch die Verwendung bestimmter Begriffe, sondern durch die abwertende Intention der Sprecher. Die wichtigste aufzustellende Regel lautet demnach, dass wir uns respektieren!

Der Respekt voreinander ist jedoch nicht etwas, was wir Erwachsenen als gegeben oder selbst gewachsen erwarten können. Wir müssen es als wichtigstes Erziehungsziel vorleben und bilden. Wie das Beispiel „Nigger“ illustriert, kann dieser Respekt sprachlich durchaus vielfältig erfolgen. Eine gewisse Toleranz gegenüber der Verwendung von Schimpfworten und Bad Language kann also durchaus zielführend sein, solange die Sprache der Lehrperson selbst nicht anbiedernd oder gekünstelt wirkt. Sie sollte stets authentisch bleiben, denn die sprachliche Vorbildfunktion besteht natürlich weiter. Geil Alter, oder?

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Schwierige Schüler*innen – wie gehe ich mit ihnen um?

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