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Liebe im Büro – Partnerschaft unter Kollegen

In einem herrlich altmodischen Loriot-Sketch aus den 70er Jahren wird von den Tücken der Liebe am Arbeitsplatz  erzählt. Ein Firmenchef im reifen Alter ruft seine Sekretärin zum Diktat, gesteht dieser seine Liebe und  geleitet die überrumpelte Dame nach allen Regeln der Verführungskunst, flankiert von  Sekt und Blumen, auf die Couchgarnitur. Zu dem erwarteten erotischen Stelldichein kommt es jedoch nicht. Beide können sich nicht  von ihren beruflichen Rollen lösen und die Arbeit kommt ihnen immer wieder in die Quere. Ist eine Partnerschaft unter diesen Vorzeichen möglich?

Natürlich haben sich die Zeiten in vielerlei Hinsicht geändert: Männer und Frauen begegnen sich heute zumeist auf Augenhöhe und Partnerschaften werden überlegter und weitsichtiger angegangen. Diverse Foren im Internet erleichtern die Suche nach dem idealen Partner und der Zeitpunkt der Familiengründung verschiebt sich immer wieder in die Mitte des Lebens. Trotzdem bleibt der Arbeitsplatz noch immer der bevorzugte Ort, an dem sich Menschen begegnen und Beziehungen eingehen. Auch ein Lehrerkollegium scheint in dieser Hinsicht zunächst der ideale Ort um die Partnerschaft fürs Leben zu begründen. Per Definition sind Lehrer*innen kinder- und damit  familienaffin. Sie verfügen über ein bekanntes gutes Einkommen. Sie haben einen sicheren, familienfreundlichen  Arbeitsplatz. Aus ähnlichen Fachkombinationen ergeben sich häufig gemeinsame Interessen. Die kollegiale Arbeit erlaubt eine langsame und vorsichtige Zuwendung zu dem oder der Auserwählten.

Kollegium und Partnerschaft

Tatsächlich zeigen Statistiken, dass Lehrer*innen weit häufiger als Vertreter anderer Berufsgruppen untereinander (mehr oder weniger) dauerhafte Beziehungen eingehen. Wie an jedem anderen Arbeitsplatz auch, hat ein solcher Rollenwechsel natürlich seine Tücken. In der Wahrnehmung des Kollegiums rückt eine Paar beruflich und organisatorisch enger zusammen. Hierdurch ergeben  sich z.B. Probleme in der Stundenplan- und Teamgestaltung  und das spätestens, wenn sich Nachwuchs  ankündigt. Eifersucht, auf den nun sichtbaren Partner dieses phantasierten Liebesobjektes können schulische Abläufe zum Teil nachhaltig stören, wenn es zu ausgrenzendem Verhalten oder zu Mobbing kommt. Aber auch pubertierende Schüler*innen nehmen ein verheiratetes Leserpaar anders war: Da sich etwaige amouröse Phantasien nicht mehr auf den oder die Lieblingslehrer*in fokussieren dürfen. Es kommt auf diese Weise nicht selten zu eifersüchtig-aggressivem Fehlverhalten, die ein ganzes System Schulklasse beeinflussen können.

Home Office

Viel bedrohlicher für eine Partnerschaft zwischen Lehrerkollegen ist jedoch die Tatsache, dass wenigstens die Hälfte ihrer gemeinsamen Arbeitszeit zu Hause stattfindet. Auch wenn die Schulen sich seit einiger Zeit schon um mehr Lehrerarbeitsplätze in ihren Räumen bemühen, bleibt der heimische Schreibtisch unverzichtbar. Wie geht man nun damit um, wenn aus einem nun zwei Schreibtische werden? Ein gemeinsamer Arbeitsraum mit einem Heimnetzwerk aus verbundenen Computern, auf denen Unterrichtsmaterial gelagert wird mag dem einen oder anderen als eine  ideale Lösung erscheinen, doch Vorsicht! Zu schnell verlagert sich nicht nur die zu leistende Arbeit in den häuslichen Bereich: Das gemeinsame Zuhause wird zu einem Anhängsel der Schule.

Die Arbeitspsychologie empfiehlt ganz allgemein eine möglichst strikte Trennung von Arbeit und Freizeit, die für einen einzelnen Lehrer ohnehin,  noch mehr jedoch für ein Leserpaar, schwierig zu realisieren ist.

Für Loriots Paar am Arbeitsplatz stellt deren strikte hierarchische und patriarchalische Trennung der Arbeitsbereiche eher eine Chance für ihre Liebe dar. Selbst wenn der Gatte hin und wieder länger arbeiten sollte, werden im häuslichen Bereich doch kaum berufliche Themen zwischen ihnen diskutiert werden. Die Blickwinkel auf die zu leistende Arbeit sind so unterschiedlich, dass ein Austausch nur wenig interessant sein dürfte.

Strikte Trennung von Schule und Partnerschaft

Anzuraten ist jedem Lehrerpaar als ebenfalls eine möglichst strikte Trennung von Schule und Zuhause. Eine solche kann z.B. durch die Versetzung eines Partners an eine andere Schule erfolgen, leichter jedoch noch durch zwei räumlich getrennte Heimarbeitsplätze. Hierfür bietet sich Bürogemeinschaften an, in denen Schreibtische steuerlich absetzbar außerhalb des Zuhauses angemietet werden können.

Ein solcher Arbeitsplatz ist räumlich vom heimischen aber auch vom schulischen Bereich getrennt, so dass auch etwaige Problem dort belassen werden können. Schulische Unterlagen können in diesen Räumen ebenso gelagert, wie Kopien angefertigt werden können. Zusätzlich bieten Bürogemeinschaften häufig den Zugang zu einem Besprechungsraum an, was in Fällen von wichtigen oder sensiblen Eltern- oder Schülergesprächen durchaus von Vorteil sein kann. Der bei einem Lehrerpaar doppelt gefährdete heimische Bereich bleibt beruflich unbelastet und der Familie vorbehalten.

Zu guter Letzt verschafft eine Bürogemeinschaft einen menschlich wie  beruflich gewinnbringenden Kontakt mit Angehörigen anderer Berufsgruppen. Er gewährt einen befruchtenden Blick über den Suppentellerrand des System Schule hinaus, für den Eltern, Schüler und Kollegen dankbar sein werden.

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